7. September 2015

Willkommen im Anthropozän

Endlich habe ich es geschafft, mir im Deutschen Museum die Sonderausstellung Willkommen im Anthropozän anzusehen, für deren Katalog ich einige Artikel übersetzen durfte. Eine kleine, sehr zurückhaltende Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Rachel Carson Center entstanden ist und ein wichtiges Thema in den Mittelpunkt rückt, nämlich – wie Paul Crutzen im Ausstellungskatalog erläutert – „dass bereits heute und auch in absehbarer Zukunft die Geschehnisse auf der Erde stark von dem geprägt sind, was die Menschen machen. Menschen wie du und ich verändern unseren Heimatplaneten stärker als natürliche Prozesse. Das ist eine große Verantwortung.“

Besonders interessant fand ich das Designprojekt von Yesenia Thibault-Picazo. Sie stellt Gegenstände aus Materialien her, die sie in der Natur der Zukunft finden würde – allerdings in einer Natur, in die wir Menschen so stark eingegriffen haben, dass sich Materialien in Sedimentschichten ablagern und so zum Teil der Erde werden. Beispielsweise wurden in England 2001 sieben Millionen Schafe und Rinder getötet, um die Maul- und Klauenseuche einzudämmen. Thibault-Picazo stellt sich vor, wie aus den unglaublichen Mengen an verbrannten, vergrabenen, „prä-fossilierten“ Knochen nach vielen, vielen Jahren eine Art Knochenmarmor wird. Ein anderer Teil des Projekts bezieht sich auf Aluminium, das zwar in der Natur vorkommt, aber nur in mineralischen Verbindungen, nicht in metallischer Form. Wir jedoch produzieren davon Unmengen – und werfen es weg. Angelehnt an den Goldrausch stellt Thibault-Picazo sich vor, dass die Menschen der Zukunft sich auf die Suche nach Alu-Nuggets machen werden.

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Nina Möllers, Christian Schwägerl, Helmuth Trischler (Hgg.): Willkommen im Anthropozän – Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde, Deutsches Museum Verlag 2015.