25. Mai 2021

Kartoffeln im Haar

Dieser Blogbeitrag erschien zuerst auf Frauenleben.

Geboren wurde Eva Ekeblad als Eva De la Gardie, am 10. Juli 1724 in Stockholm. Ihre Familie war adlig, sie hatte fünf Geschwister und heiratete mit 16 Jahren den Politiker und Grafen Claes Claesson Ekeblad, mit dem sie einen Sohn und sechs Töchter hatte. Sie galt als strenge und temperamentvolle, aber gerechte Aufseherin über die Besitztümer der Familie in Västergötland. Ihr Mann war häufig auf langen Reisen. Sie war außerdem eine beliebte Salonnière – eine der wenigen, deren Ehre unbescholten war, wie die Frau eines spanischen Gesandten sich ausdrückte – und hatte einigen Einfluss am Hof.

Ihr Lebenswerk: Kartoffeln

Doch da waren auch die Kartoffeln. Eva Ekeblad musste über einiges an Bildung oder zumindest Neugier verfügen. Vielleicht hatte sie das Glück, die richtigen Leute anzuziehen, die sie bei ihren Forschungen mit Fachwissen unterstützten. Sie interessierte sich besonders für Naturwissenschaften und für die Kartoffel, die zu ihren Lebzeiten im Grunde nur als Viehfutter angesehen wurde. Dementsprechend war sie auch nicht besonders gut erforscht. Eva Ekeblad fand heraus, dass man aus der Knolle Stärke herstellen und diese zum Beispiel in Kosmetikprodukten einsetzen konnte – statt des Arsens, das zuvor für Gesichts- und Perückenpuder die beste Wahl gewesen war und zu zahlreichen Vergiftungen geführt haben muss.

Alkohol gegen Hungersnöte

Außerdem gelang es ihr, aus Kartoffeln Alkohol zu destillieren und Wodka herzustellen. Das war nicht nur für die nächste Familienfeier interessant, sondern auch, weil all das Getreide (Weizen, Roggen, Gerste), das bislang zur Alkoholherstellung genutzt wurde, so zur Verfügung stand, um Hungersnöte im Land zu vermeiden. Aber auch die Kartoffel selbst wurde zu einem beliebten Standardlebensmittel in Schweden, nicht zuletzt dadurch, dass Eva Ekeblad die Blüten der Pflanze angeblich im Sommer als Haarschmuck trug.

Eine weitere ihrer Entdeckungen war eine Methode zum Bleichen von Textilien mit Hilfe von Seife.

Akademie oder nicht Akademie?

Ihre Arbeit blieb nicht unbemerkt, und 1748 wurde sie Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Das hielt jedoch nur drei Jahre, dann wurde sie zu einem Ehrenmitglied herabgestuft, weil eine Frau in der Akademie den Statuten widersprach. (Erst 1910 wurde dann Marie Curie als zweite Frau dauerhaft aufgenommen – so lange dauerte das noch.)

Nach dem Tod ihres Mannes trug man Eva Ekeblad verschiedene Positionen am Hof an, unter anderem das ehrenwerte Amt der överhovmästarinna (obersten Hofdame) für Königin Louisa Ulrika oder aber das Amt der Gouvernante für den Kronprinz. Doch Eva Ekeblad musste aus gesundheitlichen Gründen ablehnen und lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1786 auf ihrem Landsitz Mariedal.

Die Tochter

Eva Ekeblad war nicht die einzige in der Familie, die sich einen Namen machte. Da war ihre Tochter Hedvig (Hedda), die es zur överhovmästarinna für Friederike von Baden schaffte, dort jedoch ein Verhalten zeigte, das die spanische Gesandte wohl nicht als unbescholten bezeichnen würde. Hedda erzählte der jungen, frisch gekrönten Königin, die Etikette des Hofes gäbe vor, sie dürfe nur dann etwas sagen, wenn sie dafür von ihrer obersten Hofdame (sprich Hedda) die Erlaubnis habe. Sie isolierte Friederike, bis ihr jemand auf die Schliche kam.

Die Schwägerin

m Gegensatz dazu hatte Eva Ekeblads Schwägerin Catherine Charlotte De la Gardie einen besseren Ruf. Ihre Eltern erlaubten ihr nur ein Mindestmaß an Bildung, doch später brachte sie sich viel selbst bei und unterstützte die Aufklärungsbewegung. Carl von Linné war von ihr tief beeindruckt. Sie setzte sich für eine umfassende Pockenimpfung in Schweden ein, die damals vor allem in den unteren Schichten mit großer Skepsis betrachtet wurde. Catherine versuchte, die Menschen aufzuklären und ließ ihre eigenen Kinder impfen. Das überzeugte. Außerdem gelang es ihr, 1758 einen Hexenprozess in Dalarna zu stoppen. Solche Prozesse waren zwar noch legal, wurden jedoch seit einem halben Jahrhundert nicht mehr durchgeführt. Catherine setzte sich für die beschuldigten Frauen ein – und damit war die Hexenverfolgung in Schweden endgültig Geschichte. Stattdessen landete der verantwortliche Gouverneur im Gefängnis.

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Quellen:
Britannica: Eva Ekeblad. Swedish aristocrat and agronomist
History of Scientific Women: Eva Ekeblad
Wikipedia: Catherine Charlotte De la Gardie